Tulln an der Donau, Montagnachmittag. Ich lieg in meinem Zelt und hör dem monotonen Trommeln des Regens zu, der seit einer Weile auf mein Zeltdach prasselt. Es gibt doch nichts Gemütlicheres als im Zelt zu liegen, wenn es regnet. Total entspannend. Jetzt ein Nickerchen, das wärs. Aber dazu ist keine Zeit. Mein Kocher muss dringend gereinigt werden, dann wollt ich noch duschen, mein Abendessen kochen und meinen Bürokram erledigen, d.h. die ganzen Tourdaten, also gefahrene Kilometer, Übernachtungsort etc. und meine Ausgaben dokumentieren. Also noch volles Programm heute.
Ich bin jetzt kurz vor Wien. Wenn alles gut läuft, dann schaff ichs morgen vielleicht bis nach Ungarn. Kurz hinter der Grenze, in Rajka, gibts einen Zeltplatz. Bis dahin möchte ich gern kommen. In Ungarn werd ich mich dann zum ersten Mal richtig im Ausland fühlen. Andere Sprache, andere Währung, das wird schon eine ganz schöne Umstellung. Zumindest was die Kommunikation betrifft. Aber das wird sicher auch irgendwie gehen. Ich kenn Ungarn ja ein wenig, hab ganz viele Verwandte dort, bei denen ich die Tage auch noch vorbeifahren werde und hab auch schon viele Urlaube dort verbracht. Von daher ist es ja kein absolutes Neuland für mich. Aber anders wirds trotzdem irgendwie.
Auch was die Donau betrifft. Mit Bergen ists dann wohl erst mal vorbei. Davon gabs in den letzten Tagen aber noch mal reichlich. Diese waren landschaftlich auch wieder sehr beeindruckend. Mehrmals wechseln sich bergige und flache Abschnitte ab. Die Donau bleibt dabei meist in Sichtweite des Radweges. Häufig fahre ich auf Dämmen direkt an der Donau entlang. Zwischendrin passiere ich immer wieder kleinere Ortschaften. Die sehen schon ganz anders aus als zu Hause. Enge Gassen und viele alte Häuser in einer recht gedrungenen Bauweise. Insbesondere bei den Kirchen fällt mir das immer wieder auf. Man könnte meinen, hier sei die Zeit stehen geblieben. Schön siehts hier aus. Alles wirkt sehr gepflegt. Herausgeputzte Vorgärten, liebevoll dekorierte Häuser und immer wieder Schilder, die Radler willkommen heißen. Und man merkt, dass langsam der Frühling Einzug hält. Überall leuchtende Forsythiensträucher, das erste Grün an den Büschen und auch die Kirschbäume stehen in voller Blüte. Und tagsüber wird es schon sehr warm. Nachts ist es aber immer noch recht frisch. Morgens hats oft nur zwei, drei Grad.
Trotzdem hab ich seit Passau immer im Zelt geschlafen. Die vielen Übernachtungen in Jugendherbergen sind ganz schön ins Geld gegangen. Da mein Frühstück seit dem immer etwas kürzer und weniger üppig ausfällt, genehmige ich mir am späten Vormittag oft nochmal ein zweites. Irgendwo, wo es schön ist, setz ich mich dann auf eine Wiese, kram meinen Kocher heraus und mach mir nochmal eine Tasse Kaffee. Manchmal sitz ich dann eine Stunde da oder lieg im Gras und genieß die Sonne. Abends dann das Gleiche. Entweder koch ich direkt am Zelt oder aber noch irgendwo unterwegs. Mein Favorit zurzeit ist Reis mit Zwiebeln angebraten, dazu Tomatenmark und noch etwas Salz und Pfeffer. Nach sechs Stunden im Sattel ein kulinarischer Hochgenuss.
Was das Essen betrifft, bin ich schon sehr auf die nächsten Länder gespannt. Die ungarische Küche hats mir ja besonders angetan. Da freu ich mich auf jeden Fall schon mal auf die nächsten Tage.